Konzertreihe 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland
Ein langer Weg mit gemeinsamen Wurzeln
Teil 2
Musik vom Mittelalter bis zur Moderne aus jüdischer, christlicher und islamischer Tradition für Chor, Soli und Instrumentalensemble
Konzert am Samstag, 12. Juni 2021, 18 Uhr, openair in der Kaiserpfalz Kaiserswerth
Mitwirkende:
AVRAM Ensemble
Mitglieder der Kantorei und Jugendkantorei Kaiserswerth
Leitung: Susanne Hiekel
Kaiserpfalz Kaiserswerth foto: kaiserpfalz-open-air.de
AVRAM Ensemble photo: www.avram-ensemble.de
Am 12. Juni um 18 Uhr ist unter dem Titel „One God – Sacred Bridges“ auf einer Bühne in der Kaiserpfalz Kaiserswerth openair ein gemeinsames Konzert des Ensembles AVRAM mit Mitgliedern der Jugendkantorei und Kantorei Kaiserswerth geplant. Dieses Konzert weckt mit Elementen aus der jüdischen, christlichen und islamischen Klangwelt vom Mittelalter bis in die Gegenwart Aufmerksamkeit für die gemeinsamen Wurzeln der drei monotheistischen Weltreligionen, die in prägnanten eigenen Tonsprachen ein verbindendes Thema erkennen lassen: Die geschichtlich – und darum auch musikalisch – in der Zeit verlaufende Kommunikation zwischen Mensch und Gott.
Das AVRAM Ensemble ist eine interkulturelle Formation virtuoser Musiker, die aus den Musikgenres Klassik, Jazz und Weltmusik stammen und ihr Zusammenspiel dem Thema des Friedens widmen. Der Name des Ensembles geht auf den Urvater dreier Weltreligionen Abraham zurück. AVRAM bildet musikalische Klangbrücken zwischen den Kulturen.
Unter der künstlerischen Leitung der Sängerin Schirin Partowi entwickelt das Ensemble eine faszinierende Musik der Begegnung und Verschmelzung von jüdischer, christlicher und islamischer Tradition bis hin zu ganz neuen Klängen. Östliche und westliche, alte und neue Klangwelten bewegen sich einfühlsam aufeinander zu und ergeben einen unverkennbar neuen und bewegenden Stil, der alle Farben, die zwischen ruhiger Meditation und impulsivem Tanzrhythmus liegen, in sich vereint. Grundlage der Musik sind alte und neue Texte der Mystik, Theologie und Philosophie aus Orient und Okzident. Traditionelle und klassische Lieder der Kulturen mit ihrer spirituellen wie auch weltlichen Poesie, bilden den roten Faden für die phantasievolle, pulsierende Musik von AVRAM.
Die Musiker entwerfen eine von Respekt getragene Zukunftsvision, die in eine Welt des toleranten Miteinanders der Kulturen und Religionen führt. Gleichzeitig weisen sie zurück auf weit vergangene Zeiten, in denen es Phasen eines friedvollen Miteinanders und kulturellen Aufschwungs gegeben hat, wie es beispielhaft für das mittelalterliche Andalusien war. Das Zusammenspiel der Musiker lässt diesen Ansatz immer wieder neu entstehen und lädt ein, sich auf den Weg zu machen, das Andere in seiner Verschiedenheit und seinem Reichtum zu respektieren, aber auch das Gemeinsame und den wechselseitigen Einfluss zu erkennen und daraus ein tiefergehendes Verständnis füreinander zu entwickeln.
Manche im Kirchenkontext durchaus ungewohnte Klänge werden in diesem Konzert „One God – Sacred Bridges“ zu hören sein. Mit Hilfe türkischer und arabischer Instrumente und versierter Musikerinnen und Musiker werden wir uns in diesem Konzert nicht nur der jüdischen, sondern auch der islamischen Musik zuwenden. Dabei sollen auf musikalischen Wegen Möglichkeiten der Begegnung bis hin zur Verschmelzung kenntlich werden – als Sinnbilder eines von gegenseitigem Respekt getragenen Miteinanders.
Ein Schwerpunkt dieses Konzertes werden in Musik gesetzte Psalmen sein, die sich als Brücke zwischen Judentum, Christentum und Islam herauskristallisieren.
Erklingen werden auch Vertonungen von Texten von Yunus Emre (ca. 1240-ca.1321), der als einer der ersten mystischen Volksdichter in der türkischen Tradition gilt und das Alevitentum (mit seinen Werten wie Nächstenliebe, Bescheidenheit, Geduld, Humanismus und Universalismus) maßgeblich beeinflusste. Zentraler Gegenstand seiner Gedichte ist die Philosophie des Sufismus. Auf dem Programm steht die Vertonung eines türkischen Ilahi (eines vertonten religiösen Gedichts), in dem Moses, Jakob, Hiob, Jesus und Mohammed als Propheten Gottes besungen und gepriesen werden. Außerdem wird die Kantorei einige hebräische Psalm-Motetten sowie die hebräische Kantate „Haschem s’charanu“ des jüdischen Komponisten Albert Kellermann (1863–1927) aufführen. Der in Bayern geborene Kellermann, einst Kapellmeister an der Neuen Deutschen Oper Berlin sowie Dirigent des Chores der Neuen Synagoge und zu Lebzeiten eine feste Größe im Musikleben der deutschen Hauptstadt, gehört zu jenen durch die Folgen der NS-Zeit als Komponist verdrängten und vergessenen Persönlichkeiten, deren Schaffen noch einer umfassenden Wiederentdeckung harrt. Seine in dieses Programm integrierte Kantate bezieht sich auf Psalm 115, einen der sogenannten Hallel-Psalmen, die an den drei jüdischen Wallfahrtsfesten Pessach, Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) gesungen wurden.
Inneres Anliegen dieses Konzertes ist die Anerkennung und Achtung fremder Glaubensüberzeugungen. Die Schönheit unterschiedlichster Ausdrucksformen zu hören und zu empfinden, ist ein essentieller Schritt hin zum Verstehen des Fremden. Ohne die klaren Profile der drei Religionen vermischen oder aufheben zu wollen, werden in den Stücken viele Bezüge und Verwandtschaften erlebbar. Dieses Erleben birgt die Chance in sich, dass neue Gemeinsamkeit in geteilter Vertiefung und Öffnung zueinander entstehen kann.
Bei alledem weist die Musik des Programms auf weit vergangene Zeiten zurück, in denen es Phasen eines friedvollen Miteinanders sowie kulturellen Aufschwungs gegeben hat.
„Alles wirkliche Leben ist Begegnung“, sagte der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Dieser Gedanke deckt sich ebenso wie die Worte „Wir sind alle Fremde und auf der Durchreise“ des persischen Mystikers Rumi mit der Kernaussage dieses Programms.
Organisatorische Informationen
Dieses Konzert kann natürlich nur stattfinden, wenn die Corona-Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter dem Wert 100 bleibt und bei strenger Einhaltung der geltenden Hygiene-, Abstands- und Dokumentationsregeln.
Freien Eintritt zum Konzert haben nur Personen mit bestätigtem negativen Schnell- oder Selbsttest bzw. mit einem Impf- oder Genesungsnachweis.
Wir bitten um Anmeldung zu diesem Konzert bis Donnerstag 10. Juni, sodass feste Sitzplätze zugewiesen werden können.
Anmeldung per Email unter s.hiekel@mac.com.