Musik für Rose Ausländer

Konzertreihe 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Ein langer Weg mit gemeinsamen Wurzeln

Teil 1

 

Werke von Oskar Gottlieb Blarr und Camille van Lunen

„Threnos III“ und „Rose Ausländer-Lieder“ von Oskar Gottlieb Blarr
„Aus Liebe und luftigem Traum“ Liederzyklus von Camille van Lunen 

Das Konzert wird LIVE auf Youtube übertragen hier der Link:
https://youtu.be/Tozs1UfpwXw

Das Konzertprogramm (PDF)

Ausführende:

Andrea Graff, Sopran
Joel Urch, Bariton
Franziska Buchner, Alt
Ein Kammermusikensemble
Leitung: Susanne Hiekel

 

Mit dem Kammerkonzert „Musik für Rose Ausländer“  in der Mutterhauskirche Kaiserswerth wird die dreiteilige Konzertreihe „Ein langer Weg mit gemeinsamen Wurzeln – 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ am 8. Mai um 18 Uhr  eröffnet.

Dieses Konzert ist vor allem dem Gedenken an die lange in Düsseldorf lebende Dichterin Rose Ausländer (1901-1988) gewidmet, deren Geburtstag (11. Mai 1901) nun 120 Jahre zurück liegt.  Der Holocaust und seine dichterische und kompositorische Benennung und Verarbeitung ist ein Hauptakzent dieses Konzertes mit Kompositionen von Oskar Gottlieb Blarr und Camille van Lunen. Außer durch die Vertonungen von Gedichten von Rose Ausländer werden die Erfahrung von Leid und Verfolgung und das Weiterleben mit dieser Hypothek sowie das Suchen nach neuen Perspektiven auch durch Vertonungen weiterer jüdischer Dichterinnen fortgesetzt.

Ein zentrales Werk des Konzerts ist Oskar Gottlieb Blarrs  (*1934) Komposition für Bariton und Orgelpositiv Threnos III, das das Gedicht „Biographische Notiz“ von Rose Ausländer mit Versen aus den Klageliedern des Jeremia verbindet und auf diese Weise den Bogen der Verfolgung und des Exils bis in die biblische Zeit spannt. Die aus Czernowitz in der heutigen Ukraine stammende Dichterin offenbart in ihrer Dichtung nach den Erfahrungen ungeheuer vieler erzwungener Ortswechsel und wiederholter Verfolgung und Ausgrenzung ein Stück ihres Lebens. Die letzten Jahre 23 Jahre ihres Lebens verbrachte Rose Ausländer in Düsseldorf, zuletzt im Nelly-Sachs-Haus, dem Altersheim der jüdischen Gemeinde am Nordpark, in direkter Nachbarschaft zur Kirchengemeinde Kaiserswerth. Neben weiteren Vertonungen  von Gedichten Ausländers, u.a. „Heinrich Heine“ und „In Memoriam Paul Celan“  von Oskar Gottlieb Blarr für Alt, Harfe und Orgelpositiv steht der Zyklus „Aus Liebe und luftigem Traum“  auf dem Programm, eine Komposition von sieben Liedern auf Gedichte jüdischer Dichterinnen von Camille van Lunen (*1957) für Sopran, Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier, die gewissermaßen den Blick nach vorne eröffnen will: die visionäre Perspektiven nach dem Abgrund und Suche nach Liebe und Lebensfreude.

Außer einem Gedicht von Rose Ausländer werden hier Gedichte von Hilde Domin, Gertrud Kolmar und Dagmar Nick vertont.

Der 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, erscheint uns als ein besonders geeigneter Tag für das Konzert. Gedichte sind komprimierter künstlerischer Ausdruck – Hilde Domin bezeichnete Gedichte als „Augenblick von Freiheit“ , Jean Paul sagte „Im Dichter kommt die Menschheit zur Besinnung und zur Sprache“. Die Vertonungen der Gedichte dieses Konzerts eröffnen einen farbigen, leidenschaftlichen Blick auf den Umgang mit Leid und seiner möglichen  Bewältigung.

In diesem ersten Konzert liegt der Akzent auf dem Erinnern, Bedenken, Verstehen. Wenn man jedoch den letzten Satz aus dem Gedicht „Biographische Notiz“ Rose Ausländers „ich wohne nicht, ich lebe“ näher betrachtet, wird die Herausforderung spürbar, die für uns auch heute noch in der Aussage liegt; eine Herausforderung für den Einzelnen und für die Gesellschaft, die das Entwickeln von Perspektiven erfordert.

Das Konzertprogramm (PDF)

Mitwirkende

Franziska Buchner

Franziska Buchner

Alt

Die Mezzosopranistin Franziska Buchner steht seit ihrem fünften Lebensjahr auf der Bühne. Bereits während ihres Studiums an der Musikhochschule Lübeck sang sie in vielen Opern- und Operettenproduktionen. Sie war bereits am Theater Lübeck, dem Thalia-Theater Hamburg und dem Theater an der Wien solistisch tätig. Neben ihrem regen szenischen Schaffen widmet sie sich leidenschaftlich dem Konzert. Sie ist Gründungsmitglied der Vokalsolisten Hamburg und wird im Oktober 2021 ihr Debüt an der Berliner Philharmonie mit Beethovens 9. Sinfonie singen.

Mehr Information
https://franziskabuchner.de
Foto: ©Leon Tran

 

Andrea Graff

Andrea Graff

Sopranistin

Die Sopranistin Andrea Graff erhielt ihren ersten Gesangsunterricht mit 12 Jahren bei Dr. Barbara Hebborn und später Prof. Mechthild Georg, bevor sie 2011 ihr Studium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Kai Wessel aufnahm und im Sommer 2018 mit dem Master of Music abschloss. Derzeit wird sie von Ingeborg Greiner betreut und absolviert neben ihrer freiberuflichen Tätigkeit als Sängerin einen Master in Musikwissenschaft. Meisterkurse bei Ingeborg Danz, Ruth Ziesak, Thilo Dahlmann, Uta Schwabe, Dalia Schaechter und Christoph Pregardien und Klesie Kelly-Moog ergänzten ihre Gesangsausbildung sowie Meisterkurse bei Axel Bauni, Jan Philipp Schulze und Anne Le Bocek ihr Liedschaffen.
Im Juni 2017 gab sie ihr Debüt in der Kölner Philharmonie mit dem Gürzenich Orchester unter der Leitung von Andreas Fellner in einer Opernuraufführung von Camille van Lunen. 2018 und 2019 folgten ihre Debüts am Theater Aachen als Fuchs in Janáčeks Oper „Das schlaue Füchslein“ und als Marquise in Gerhisens Kammeroper „Marquise von O…“ am Theater Wuppertal.
Die junge Sopranistin bekam bisher die Möglichkeit, in Konzertsälen wie der Kölner Philharmonie, der Tonhalle Düsseldorf, dem Kammermusiksaal des Beethovenhauses Bonn und dem Schumannhaus Bonn aufzutreten.

Mehr Information
www.andrea-graff.de

Foto: ©Jessica Meier (Jessylee Photographie)

 

Joel Urch

Joel Urch

Bariton

Nach dem Abitur begann Joel Urch sein Gesangsstudium erst bei Hr. Prof. Henner Leyhe und später bei Hr. Prof. Christoph Prégardien an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, welches er 2018 mit Bestnoten abschloss.In seiner regen Konzerttätigkeit arbeitete er u.a. mit dem Gürzenich Orchester, der Neuen Philharmonie Westfalen, den Bochumer Symphonikern, dem Philharmonischen Orchester Hagen und dem Studioorchester Duisburg zusammen.
Er ist langjähriges Mitglied der Literaturoper Köln, unter welcher er u.a. bei den Uraufführungen „Amerika“ (Franz Kafka) und L’Argent (Emil Zola) mitwirkte, erweiterte seinen Erfahrungsschatz in hochschulinternen Opernproduktionen (Ernst Krenek: Das geheime Königreich, Benjamin Britten: A Midsummer Nights Dream und W.A. Mozart: Die Zauberflöte, 2018) und geht bei seiner Programmauswahl immer wieder neue Wege. So spielte er z.B. an der Opernwerkstatt am Rhein 2017, in „4 Neue Testamente“ mit, welches von 4 Regisseuren mit Handicaps inszeniert wurde. In der Spielzeit 2017/2018 war er als Ulf in der Kinderoper „Kannst du Pfeifen, Johanna?“ von Gordon Kampe am Theater Hagen zu sehen.
Des Weiteren machte er bei Uraufführungen zeitgenössischer Werke auf sich aufmerksam. Hierzu zählen auch drei Werke von Camille von Lunen: „Über das Hören“ (Freiburg und Köln 2016), „Ein Geschenk für die Fee“ (Kölner Philharmonie 2017) & „Songs of the British Isles“ (Leverkusen, 2018).

Foto: ©AnnikaBethan

 

Oskar Gottlieb Blarr

Oskar Gottlieb Blarr

Komponist

Oskar Gottlieb Blarr wurde am 6. Mai 1934 in Bartenstein (Bartoczyce), dem damaligen Ostpreußen geboren. Nach seiner Flucht 1945 nach Westdeutschland entstanden im Alter von zwölf Jahren erste eigene Kompositionen. Ab  1952 studierte Blarr an der Hochschule für Musik Hannover Kirchenmusik an der Kirchenmusikschule und Schlagzeug.1961 wurde Blarr als Kantor und Organist an die Neanderkirche in Düsseldorf berufen.  Begleitend in den Jahren 1961-1969  Dirigierkurs bei Dean Dixon und Herbert von Karajan in Salzburg; Kompositionsstudien bei Bernd Alois Zimmermann in Köln, Krzysztof Penderecki in Essen, Milko Klemmen und Günther Becker in Düsseldorf. Initiator und Begründer vieler Konzertreihen u.a. gemeinsam mit Almut Rößler künstlerische Leitung der Messiaen-Feste von 1968 bis1986, Gründer der Konzertreihe für Neue Musik in Düsseldorf „3 mal neu“.  1881/82 Sabbatical in Jerusalem. Seit 1984 die Berufung als Dozent  an der Robert-Schumann-Musikhochschule in Düsseldorf. Seit Ende seiner Amtszeit als Kantor und Organist der Neanderkirche im Jahr 1999 gastiert bis heute mit eigenen Kompositionen in Kirchen, in der Tonhalle und anderen Institutionen in Düsseldorf und anderen Städten Deutschlands. Komponist zahlreicher Orgelwerke, Kammermusik, Orchesterwerke und Oratorien. 2016 Ehrendoktorwürde der Universität Ermland-Mauren in Olsztyn in Polen.

Mehr Informationen

Foto: ©Gregor Guski
Camille van Lunen

Camille van Lunen

Komponistin

Die in Amsterdam geborene Komponistin wuchs in verschiedenen Ländern Europas auf. Sie begann ihr musikalisches Studium mit der Bratsche und studierte Gesang und Komposition in Den Haag und Köln, wo sie heute lebt. In ihrem Werk, das sich durch Witz und Farbenreichtum auszeichnet, stehen häufig soziale Themen unserer Zeit im Mittelpunkt.
Van Lunens Erfahrung als Sängerin tritt besonders in den lebendigen Kompositionen für Stimme (Lieder und Oper) und in ihren Chorwerken hervor. Beide zeugen von einem sicheren Gefühl für Dramatik und einer besonderen Sensibilität für die Sprachen französisch, Englisch und Deutsch.

Mehr Informationen
https://www.camillevanlunen.de/

 

Susanne Hiekel

Susanne Hiekel

Kirchenmusikerin

Seit 1988 Anstellung als A-Kirchenmusikerin an der A-Stelle der Evangelischen Kirchengemeinde Düsseldorf-Kaiserswerth; regelmäßige Aufführungen großer Oratorien. In den Programmgestaltungen ihrer Konzerte sucht sie durchweg jenseits des Mainstreams den Facettenreichtum der kirchenmusikalischen Arbeit abzubilden, indem etwa sehr unterschiedliche Werke verschiedener Epochen und Stile nebeneinander gestellt werden, stets mit dem Ziel, die künstlerische Aussage zu intensivieren.
Sie besitzt große Erfahrung bei der Leitung von zeitgenössischen und szenischen Aufführungen (2017 Uraufführung der Oper zur Reformation „in exitibus“ von Alexander Stessin/Nicola Glück; 2011 Uraufführung des Musicals „Die Glocken von Kaiserswerth“ , szenische Aufführungen von Brittens Kantate „Saint Nicolas“ und Händels Oratorium „Jephtha“). Ihre besondere Vorliebe gilt der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, die in jedem Jahresprogramm vertreten ist.

Mehr Informationen
https://susannehiekel.de
Foto: ©slyzz.me

 

 

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